Ich hab einen Kater, der Kater heißt Samu. Er wurde als ganz kleiner Kerl einfach ausgesetzt. Mann, wer macht denn sowas! Und das Schlimmste ist: es war kalt! Schon Anfang Oktober. Das geht einfach gar nicht. Zum Glück gibt es den Tierschutzbund. Der kümmerte sich erst einmal rührend um ihn. Anfangs gaben die ihm den Namen Nepomuk, aber der gefiel mir gar nicht und deshalb heißt er bei mir Samu. Er wurde dann liebevoll von einer älteren Frau aufgezogen, von Hand also. Das bedeutet, dass sie drei Mal nachts aufgestanden ist, um ihn zu füttern und zu pflegen. Eine echte Leistung! Vor allem war Samu, als man ihn fand geschätzte 10 Tage alt. Das ist sowas von klein! Niemand gab ihm eine Chance. Denn er war auch noch sehr, sehr krank. Er hatte Durchfall und war sehr schwach. Wenn ich daran denke, dann werde ich richtig wütend. Wie können Menschen sowas tun? So ein kleines Wollknäuel einfach abends auf einer dunklen Straße aussetzen und hoffen, dass es jemand findet?
Ist ja zum Glück gut gegangen und als ich Samu das erste Mal sah, war ich sofort verliebt. Er hatte ganz zotteliges Fell, sah eigentlich nicht besonders hübsch aus, denn er war noch nicht ganz gesund. Aber, er hatte alle überrascht und es gepackt. Samu ist ein Kämpferle. Ich will leben, hatte er gemaunzt. Und das darf er jetzt seitdem er bei mir ist. Ich habe einen riesen Garten direkt hinterm Haus und auch in der Wohnung genug Platz zum Toben und spielen.
Doch als er eine Weile bei mir war bemerkte ich, dass er immer so komisch wackelt, auch wenn er ganz ruhig dasitzt. So, als hätte er Gleichgewichtsprobleme. Manchmal kippt er einfach zur Seite, kann sich nicht halten. Wenn er sich putzt, zum Beispiel, dann kann es sein, dass er einfach umfällt. Ich bemerkte auch, dass er nirgends einfach hochspringen kann, so wie andere Katzen, das schafft er nicht, wegen seinem Wackeln. Dann ging ich zum Tierarzt mit ihm. Der sagte mir, dass Samu, weil er so krank war als kleiner Kerl Schäden zurückbehalten hat, entweder in der Hüfte, oder im Gehirn, das könne man gar nicht so genau sagen. Aber, und jetzt kommt das Gute, Samu scheint nicht zu leiden. Er kommt eigentlich ganz gut damit zurecht. Das Beste war aber für mich, als der Arzt sagte, dass Samu sogar raus darf, in den Garten. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt nämlich echt Bedenken. Kann sich Samu SO draußen durchsetzen? Wenn er nicht ganz gesund ist? Ist er dann nicht automatisch Opfer und wird von allen gejagt und vielleicht sogar- wie bei uns Menschen- gemobbt?
Aber Nein! Samu hat mich und auch mal wieder alle anderen überrascht. Mittlerweile ist er 10 Jahre alt, seine Leidenschaft ist das Fressen. Wenn er was will, dann kann der aber Gucken! Und er kann jetzt sogar auf Tisch, Baum, Kratzbaum hochspringen, was ich niemals gedacht hätte. Es sieht zwar etwas holprig aus, und er macht viel mit Kraft und hat deshalb ganz schön Muckis, der Kleine, aber er packt es und das ist doch alles was zählt. Was mich aber am Glücklichsten macht ist, dass er draußen sein Revier verteidigt. Oft besser, als Nachbarskatzen. Samu ist schlauer, schneller, besser mit Mäusefangen, als alle anderen. Und manchmal flitzt er wie ein kleines Kind über die Wiese, so, als wäre die Welt in Ordnung. Ist sie sicher auch, für ihn, für meinen süßen Samu. Ich werde nie bereuen, ihn zu mir genommen zu haben, denn er hat allen gezeigt, dass es sich lohnt, für sich und sein Leben zu kämpfen.
Ich hab dich lieb, Samu
