Karl ist ein Junge, ein ganz normaler Junge, 11 Jahre alt. Wohnt mit seinen Eltern, seiner dreijährigen Schwester Karla -jaaa, ihr habt richtig gehört, die 2 heißen Karl und Karla-ich weiß ja nicht, was sich die Eltern dabei gedacht haben..tztz…Auf jeden Fall wohnen die mit Mietz „Pfötchen“ in einem schnuckligen Haus in Baden-Württemberg. Ach, ihr wollt’s genauer wissen? Sie leben in der Nähe von Tübingen. Noch genauer? Sie wohnen in Mössingen, einer Stadt mit etwas mehr als 20.000 Einwohnern am Fuße der schönen, schwäbischen Alb. He, nicht gähnen- ich hab’s genau gesehn. Aber, ich muss euch das alles erzählen-gehört doch zur stooryyy.
Es geht hier also um Karl, ähm…oder besser gesagt, auch um Lisa. Lisa ist nämlich Karls Schutzengel. Seit heute übrigens. Hat heut Morgen die Nachricht bekommen: ab sofort braucht der Kerl, also Karl nen Schutzengel. Halt, halt, halt, Moment. Ihr glaubt nicht an Schutzengel? Also, dann muss ich euch mal aufklären.
„Moment, das mach ich schon selbst. Ich heiße Lisa und bin ein Schutzengel. So, jetzt wisst ihr’s. Wenns mich nich geben würd, dann würdet ihr mich ja auch nich hörn. Du darfst weiter erzähln.“
Danke, Lisa. Sie hat also den Auftrag bekommen, heute früh: ab gehts zur Erde, nach, richtig, Mössingen.
„Wow, des is ja echt toll hier, die Berge. Da kann ich ganz toll hier rumflitzen, nach oooben, und dann wieder nach uuunteennn.“
He, Lisa, nicht trödeln, Karl braucht dich…JETZT!
„Och, immer, wenn’s lustig ist, muss ich aufhörn. Na gut, dann schau ich mal nach dem Karl. Karl is eigentlich voll altertümlich…wie kann man sein Kind Karl nennen? Also, sorry, wenn du auch Karl heißt, ich finds halt nicht sooo. Weißt du was, wir machen nen Deal, ich nenn dich einfach Kalle. Ach, und da isser ja schon, der Kalle… ach du Schreck…schnell hin.“
Sag ich doch, Lisa, er braucht dich jetzt. Karl, also ich bleib bei DEM Namen, wenn‘s ok ist, Lisa…
„Is ok“
Danke…also, Karl versucht nämlich grade über eine selbst gebaute Rampe zu fahren, mit dem Fahrrad. Die Rampe-die hat er gar nicht so schlecht gebaut. Mit nem langen Brett ausm Keller seiner Eltern. Darunter liegt ein großer Baumstumpf, den seine Mutter mal im Wald gefunden hat. Sie fand ihn schön, nahm ihn mit, als Deko vorm Haus, typisch Frau…
Zurück zur Rampe. Das Brett ist wie eine Wippe. Auf der einen Seite fährt man drauf, das Brett kippt um und wenn alles gut geht, geht’s auf der andren Seite wieder runter. Problem ist nur: Karl ist, wie soll ich sagen, ein sehr wilder Junge, der alles mit high speed macht, ohne groß nach zu denken.
„Ohje…der hat aber ganz schön Geschwindigkeit drauf, der Kalle. Häää? Warum muss du denn von der gegenüberliegenden steilen Garageneinfahrt losfahrn? Oh..Oh….Kalle, pass auf…ähm…falsch..ich muss ja auf ihn aufpassen. An den Job muss ich mich erst gewöhnen..hihihi…is halt auch mein erster Auftrag und da läufts halt noch nich ganz rund…upsi….grad mach ichs Maul zu….Kalle hats…naja…hingehauen…sorry Kalle.“
Mensch, Lisa, das war kein guter Start. Jetzt tröste ihn wenigstens ein bisschen, guck mal, sein Knie blutet.
„Ich kann kein Blut sehn, ich kann kein Blut sehen.“
Lisa, du bist ein Engel. Du musst alles können!
„Ok..ich reiß mich jetzt zusammen.“
Lisa hat den Karl ein wenig getröstet und ihn dann humpelnderweise nach drinnen begleitet. Karls Mama pustete aufs Knie, Pflaster drauf und gut is.
„So, Kalle, du kannst mich zwar nich sehn, und hörn leider auch nich, aber was machmer jetzt? Bisschen chillen? Oder hast du vielleicht tolle Spielsachen in deinem Zimmer? Hey…was machst du denn, du wirst doch nich wieder nach draußen gehen??? Och neee“
Oh doch, ich sags ja, Karl ist ein Wilder. Lisa, beim nächsten Sturz machste das aber besser?
„Was heißt denn beim nächsten Sturz? Macht der das öfter..oh..oh..ja….er macht’s. Momeeent, ich fang doch auuuf. Puh..das is ja grade nochmal gut gegangen.“
So ging es noch bis zum Abend, Karl probierte seine Rampe noch seeehr oft aus. Lisa war danach seeehr müde. Als sie schließlich mit Karl in seinem Kinderzimmer lag, schaute sie aus dem Fenster in den Nachthimmel.
„Da habt ihr mir aber was eingebrockt. Ich hoff, der macht sowas nich jeden Tag. Gute Nacht.“
